Es gibt eine Vielzahl von falschen Mythen um das Thema Laktose. Dass Schafsmilch, auch Schafmilch genannt, angeblich keine Laktose enthalten würde, ist einer dieser Mythen. Denn das stimmt nicht. Mit etwa 5 Gramm Laktose je 100 Milliliter entspricht der Laktosegehalt von Schafsmilch sogar ziemlich exakt dem Laktosegehalt von Kuhmilch. Wer also eine laktosefreie Alternative zu Kuhmilch sucht, sollte entweder direkt zu den laktosefreien Kuhmilchsorten greifen, bei diesen wird die Laktose schon während der Produktion gespalten und damit verdaulich gemacht. Oder man greift zu pflanzlichen Milch-Alternativen. Gerade aufgrund des veganen Trends der letzten Jahre gibt es mittlerweile eine Vielzahl an veganen Alternativen zu Milch.
Was ist Laktose?
Der Irrglaube, dass Schafsmilch keine Laktose enthalten würde, kommt häufig davon, dass Laktoseintoleranz nicht richtig verstanden wird. Vorab, Laktoseintoleranz ist keine Lebensmittelallergie. Bei der Laktoseintoleranz wird von dem Enzym Lactase im Körper zu wenig gebildet um die Laktose zu verdauen. Eigentlich müsste der menschliche Körper das auch gar nicht, da Kuhmilch nicht zu seinen natürlichen Nahrungsquellen gehört. Doch vor etwa 10.000 Jahren begann der Mensch mit Viehhaltung und Ackerbau. Das ging damit einher, dass dann Menschen auch als Erwachsene wieder Muttermilch getrunken haben, und zwar die Muttermilch der Kuh. Vorher wurde Muttermilch nur von Babys getrunken. Und in jeder tierischen oder menschlichen Muttermilch ist Laktose enthalten. Laktose ist der Zucker in der Milch. Daher war es ursprünglich so, dass Babys das Enzym produziert haben, aber die Produktion im Laufe des Älterwerdens immer weiter abgenommen hat. Durch eine Genmutation zur damaligen Zeit setzte sich aber in Teilen von Westeuropa eine genetische Variante durch, bei welcher die Lactase auch weiterhin im Erwachsenenalter produziert wurde. Während in Deutschland etwa 85 Prozent der Bevölkerung Lactose verdauen können und nur etwa 15 Prozent eine Laktoseintoleranz haben, ist es weltweit ganz anders. Dort ist eher die Laktoseintoleranz der Normalfall.
Laktoseintoleranz ist also keine Allergie, sondern das Fehlen eines Enzyms, welches die Laktose verdauen kann. Und Laktose ist der Zucker in der Muttermilch fast aller Säugetiere, also auch in Kuhmilch, Schafmilch und Ziegenmilch. Keine dieser Milchsorten ist laktosefrei.
Welche laktosefreien Alternativen gibt es zu Schafmilch?
Schafsmilch schmeckt im Prinzip ziemlich ähnlich wie Kuhmilch und von der Kuhmilch gibt es zahlreiche laktosefreie Varianten. Dabei wird die Laktose bereits während des Produktionsprozesses durch die Zugabe von Lactase gespalten. Diese laktosefreie Milch gibt es mittlerweile eigentlich überall, also sowohl in Supermärkten also auch bei Discountern.
Manche behaupten auch, dass Schafsmilch eine leichte Mandelnote hätte. Doch auch das ist im Prinzip kein Problem, wenn du diese auch haben möchtest. Es gibt eine Vielzahl an pflanzlichen Milch-Alternativen und Mandeln sind eine sehr beliebte Basis dafür. Je nach Produkt enthalten diese zwei bis sieben Prozent Mandeln und haben damit auch ein mehr oder weniger starkes Mandelaroma. Und wenn die zwei Prozent noch zu geschmacksintensiv sind, kannst du den Mandeldrink auch mit Wasser oder laktosefreier Kuhmilch mischen. Es gibt also keine Notwendigkeit, auf Schafmilch zurückzugreifen, wenn du eine Laktoseintoleranz hast und dir ein Mandelaroma wichtig ist.
Ist Schafskäse laktosefrei?
Bei der Herstellung von Käse wird der Milchzucker häufig zum größten Teil oder sogar komplett abgebaut. Das liegt am Herstellungsprozess und an den Bakterienkulturen, welche der Milch beziehungsweise dem Käse zugegeben werden. Diese bauen unter anderem auch die Laktose ab und sorgen für das Aroma des Käses. Bei Schafskäse gilt das gleiche wie für jeden anderen Käse auch. Die Dauer der Reifung beeinflusst den Laktosegehalt des Endprodukts. Während Frischkäse meist weich und streichfähig ist und auf jeden Fall noch Laktose enthält, sieht es bei Hartkäse anders aus. Wenn ein Käse zwei bis drei Monate oder länger gereift ist, dann ist dieser meistens auch wirklich komplett laktosefrei. In dieser Zeit haben die Bakterien auch die letzten Reste an Laktose verarbeitet.
Schafskäse ist häufig ein Weichkäse. Das ist im Prinzip eine Zwischenstufe, zwischen Frischkäse und Hartkäse. Die Reifung beträgt häufig einige Wochen. In diesem Fall liegt der Laktosegehalt meistens bei unter einem Gramm Laktose auf 100 Gram Käse. Das ist verglichen mit den 5 Gramm Laktose auf 100 Milliliter Schafsmilch also schon sehr wenig. Häufig ist der Laktosegehalt bei Weichkäse auch noch niedriger. In diesem Fall kann man leider keine klare Empfehlung geben. Meisten werden diese kleinen Mengen trotz Laktoseintoleranz vertragen, jedoch nicht immer. Hier hilft nur ausprobieren. Übrigens, Schafskäse ist mehr als Feta. Auch Roquefort, Pecorino, Halloumi, Kaschkawal und Manchego werden teilweise aus Schafsmilch hergestellt. Der Pecorino ist ein sehr lange gereifter und sehr aromatischer Käse, welcher auf jeden Fall laktosefrei ist.
Schafmilch oder Schafsmilch?
Laut Duden sind beide Schreibweisen korrekt und gebräuchlich. Damit sich jeder wiederfindet, habe ich die Schreibweisen gewechselt, also mal Schafmilch und Schafsmilch geschrieben. Das S in Schafsmilch ist ein Fugen-S, also ein Fugenelement. Diese Fugenelemente richten sich nach keiner festen Regel, sondern nach dem Sprachgebrauch. So ist Schafskäse und nicht Schafkäse und Rindfleisch statt Rindsfleisch. Schafsmilch und Schafmilch sind allerdings beides gebräuchliche Bezeichnungen für die Milch eines Schafs und daher sind beide Wörter korrekt laut Duden.